Irre alte Welt

(2006)

James Saunders

 

Das Stück begann nicht mit den Schauspielern wie man es gewohnt ist, sondern mit dem Regisseur Matthias Layer der als Soldat mit Waffe in der Hand, vor der Frauenwelt atemlos flüchtend das Publikum begrüßte und auch schon in das Stück mit einbezog. Denn diese mussten oder besser gesagt durften nun dem Stück der „Irren alten Welt“ weiter beiwohnen. Der Geschlechterkampf begann mit einem interessanten weiblichen Schattenspiel und einfühlsamer Musik.

 

In diese heile Welt in der nur Frauen leben, 5 Schwestern, existieren Männer nur durch überlieferte Erzählungen. Dies wird plötzlich sehr real, als zwei dieser Gattung an ihren Strand gespült werden und durch deren Entdeckung die Frauen gezwungen sind, sich mit den Überlieferungen und den eigenen phantasievollen Träumereien auseinander zu setzen. Die Männer, beide Brüder unterschiedlicher Charaktere, erwachen am Strand und müssen erst einmal aus ihren Träumereien was „Frau“ betrifft erwachen. Der eine recht naiv und dem älteren Bruder stets gehorchend, der andere bestimmend und voller Gier nach der Lust, ergattern sich eine der Schwestern als Geisel. Der Kampf beginnt.

 

Aber nicht auf kommunikativer Ebene, denn Mann und Frau sprechen nicht die gleiche Sprache, was man im wahren Leben manches Mal nachvollziehen kann. Aber Gestik, Mimik und auch die jeweilige Stimmlage führten zur interessanten Interpretation des Gesagten. Während sich zwei Schwestern den Männern sehr hingezogen fühlen, die eine von reinster Poesie ergriffen und gesteuert, die andere ganz klar einteilend was die süße Lust und die fehlende Intelligenz dieser Geschöpfe betrifft, befreit sich die dritte rigoros aus deren Fängen um ja in Ruhe gelassen zu werden. Die restlichen zwei Schwestern schwanken derweil von ihrem Standpunkt die Männer zu vernichten, die eine aus purer Angst um sich selbst, die andere aus Angst ihre Macht und derzeitige Stellung als Frau zu verlieren, ins schwärmerische fast erotisches Spiel miteinander. Am Ende zerbröckelt die Welt der jeweiligen Geschlechter und wir finden uns im Zustand der realen Welt wieder. Oder ist dies in Wirklichkeit nicht auch nur eine „Irre alte Welt“?

 

Eine wirklich gelungene Aufführung, in der die Identifikation der Schauspieler mit ihren Rollen überzeugend gespielt wurde. Brinja Sefrin-Hornung als dominante Schwester Jo, überzeugte mit ihren lebhaft darstellenden Monologen. Susanne Rothe, als Helena, glänzte durch ihre natürliche schauspielerische Art. Annette Kulczynski (Sheila) lässt deutlich ihre Einstellung den Männern gegenüber dem Publikum erkennen. Der Neuzugang der Kleinen Bühne, Daniela Rittlinger als Caroline, überzeugt durch ihr körpernahes Spiel und auch die Debütantin Martina Steffens spielte ihre Rolle als Lorna textsicher und humorvoll. Jürgen Hornung, als David, merkte man seine Theatererfahrung durch das Spiel mit dem Spiel an und der fast immer gehorchende Tony, gespielt von Wolfgang Zach, hatte das Publikum nicht nur mit seinem Dauerproblem „Ich muss mal Pipi“ schnell auf seiner Seite.

 

Langer Applaus für eine große Leistung des Regisseurs Matthias Layer und seiner Assistenz Valeska Ringhof, die als Nachwuchs der Kleinen Bühne sicherlich sehr wertvoll ist. Die Umsetzung dieses wahrhaft schwierigen Stücks ist Matthias Layer mit Bravour gelungen. Vielleicht erkannte sich manch ein Zuschauer in einer der Rollen wieder. Ansehen lohnt sich und ist vielleicht sogar ein Muss.

 

Hinter den Kulissen wurden sie unterstützt von Dieter Kienzler (Technik), Klaus Drost (Bühnenbild), Michaela Emmerich, Claudia Kücherer, Manuela Klotzbücher und Dorina Ringhof (Maske), Clemens Hornung (Plakat), Kerstin Hahn (Öffentlichkeitsarbeit) und Hartmut Hahn (Fotos).