Krabat

Bericht in der RNZ, 10.11.2025

Dunkle Mächte im Kellertheater

Knisteratmosphäre: „Kleine Bühne“ zeigte „Krabat“ – Reduzierte Technik und umso mehr Herzblut

Neckargemünd. (nah) Mit intensiver Atmosphäre, viel Herzblut und sichtbarer Spielfreude brachte das Ensemble der Kleinen Bühne im Kellertheater der Arche am Freitag- und Samstagabend Nina Achminows Bühnenfassung von „Krabat“ auf die Bühne. Der bekannte Stoff nach dem Roman von Otfried Preußler erzählt vom Waisenjungen Krabat, der in einer geheimnisvollen Mühle das Handwerk der schwarzen Magie erlernt und sich schließlich gegen seinen Meister auflehnt – ein düsteres, aber zugleich zutiefst menschliches Drama über Verführung, Macht und Freiheit.

Schon zu Beginn erläuterte Regisseur und Mitspieler Dieter Niedermayer, der in der Rolle des Juro agierte, die ursprüngliche Idee: Eigentlich war eine Freilichtaufführung im September vor der familieneigenen, echten Wassermühle geplant – ein passender Schauplatz, der sich jedoch als logistisch kaum realisierbar erwies. So wurde das Familien-Projekt kurzerhand ins Kellertheater verlegt – eine Entscheidung, die sich als klug erwies. Denn gerade auf der kleinen Bühne, mit reduzierten Mitteln und durchdachter Licht- und Tonregie, entfaltete das Stück seine besondere Kraft.

Die Inszenierung setzte auf ein schnörkelloses, karges Bühnenbild mit wenig Requisiten, wechselnden Hintergrund-Vorhängen sowie auf Licht- und Toneffekte. Mehr war nicht nötig: Das Ensemble trug die Handlung mit ihrem Engagement. Die schnelle Szenenfolge, stets mit Momenten völliger Dunkelheit zwischen den Bildern, verlieh dem Abend Tempo und Spannung. Für Licht und Ton sorgten Dieter Kienzler und Bernd Segnitz, die mit Geräuschen, Licht- und Toneffekten sowie Musik das unheimliche Treiben in der Mühle zum Leben erweckten. Auch die Maske – Martina Drefs, Tayanee Eigenmann, Saskia Seufert und Nicole Niedermayer – trug dazu bei, dass die Figuren in ihre düstere Welt eintauchten. Das Plakat von Clemens Hornung, das den einäugigen Meister als Höllenschlund der Mühle zeigte, passte zur Inszenierung und zierte das Faltblatt.

In der Rolle des jungen Krabat war zunächst Marius Neureither mit jugendlichem Elan, Neugier und Sehnsucht nach Zugehörigkeit zu sehen. Felix Gaa als älterer Krabat zeigte die Zerrissenheit zwischen Faszination und Furcht, zwischen Machtstreben und Gewissen. Simon Winter als Tonda verkörperte den warmherzigen, später tragisch scheiternden Freund, während Andreas Wirtherle den Meister kühl, berechnend und distanziert anlegte – weniger als dämonisches Ungeheuer, mehr als Symbol einer unnahbaren Macht. Dieter Niedermayer verkörperte den Juro, der mit seiner Einfältigkeit und ruhigen Art als weiser Gegenpol zum düsteren Treiben in der Mühle wirkte. Annika Seidenglanz als Kantorka setzte den hoffnungsvollen Gegenakzent. Mit ihrer stillen Entschlossenheit und Furchtlosigkeit wurde sie zur Erlöserin Krabats – ein schlichtes, stark gespieltes Finale, dem viel Beifall folgte.

Das Ensemble der Mühlengesellen – Rowen Niedermayer (Andrusch), Janek Schindler (Lyschko), Florian Lindekugel (Merten) und Marlen Neureither (Lobosch) – komplettierte das Spiel mit viel Energie, ohne die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung der Figuren zu überdecken. Das Publikum zeigte sich begeistert: mit Szenen- und Schlussapplaus, für eine Gemeinschaftsleistung, die von Zusammenhalt und Freude am Theaterspiel getragen war. Krabat im Kellertheater ist auch am kommenden Freitag und Samstag ausverkauft. Wer das Stück dennoch sehen möchte, bekommt 2026 eine neue Gelegenheit – Termine werden noch bekannt gegeben.

 

Mitwirkende: Marius Neureither, Marlen Neureither, Simon Winter, Florian Lindekugel, Dieter Niedermayer, Felix Gaa, Rowen Niedermayer, Janek Schindler, Annika Seidenglanz, Andreas Wirtherle

Technik/Ton/Plakat: Dieter Kienzler, Clemens Hornung

Plakat/Flyer: Dieter Kienzler
Bühnenbau: Andreas Wirtherle
Maske: Martina Drefs, Tahyanee Eigenmann, Nicole Niedermayer, Saskia Seufert

Regie: Dieter Niedermayer, Ronja Niedermayer
 

 

Aufführungen (Arche):

Fr/Sa, 07./08.11.2025
Fr/Sa,
14./15.11.2025